wie alles begann

Wer immer das tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.

Henry Ford

Es ist Anfang Januar 2019. Ein Winter, wie er sein soll. Draussen liegt Schnee, kalter Wind bläst um die Ecken, die Feiertage sind gerade rum und alle sind gefühlt entweder im Skiurlaub, oder lassen die restlichen Tage bis der Alltag wieder Einzug hält, mit ihren Lieben zu Hause auf dem Sofa ausklingen. In der Hand einen warmen Tee oder Kakao, im Fernsehprogramm das Neujahrs-Skispringen oder irgendwelche belanglosen Filme, die man schon dröflzig mal gesehen hat. 

Ich hingegen kann es kaum erwarten, dass endlich der 06.Januar kommt. Aufgeregt zapple ich auf dem Stuhl hin und her, während ich die Tracking App von DHL zum 37. Mal auf meinem Handy aufrufe, um zu sehen, ob die bestellten Laufschuhe von Brooks nun endlich auf dem Weg zu mir sind. Ich hatte sie wenige Tage nach meinem Entschluss, am Laufkurs von Torsten Pretzsch teilzunehmen, im Internet bestellt. 

Bei Facebook bin ich über TorsteTorsten und den Ausdauerblog gestolpert. Er kündigte darin seinen Laufkurs „von 0 auf 5km“ an und versprach, dass er mit diesem Programm jedem, der sich darauf einlässt und Lust darauf hat zu laufen, das Laufen beibringen kann. Nicht, dass man das Laufen erst lernen müsste, immerhin sind wir Menschen ja quasi dazu geboren, das Leben auf zwei Beinen zu verbringen. Mit ca 12 Monaten ist das der erste große Meilenstein in unserem Leben.
Ich jedoch blickte zurück auf viele Jahre des Ausprobierens und des Scheiterns. Es schien immer alles so einfach: Laufschuhe anziehen, rausgehen und loslaufen. Ende der Geschichte. 
In Wirklichkeit war es bei mir so, dass ich den Vorsatz fasste, ab Tag X regelmäßig laufen zu gehen. An besagtem Tag, startete ich voller Tatendrang los, war nach wenigen Metern komplett außer Atem, fragte mich, wie um alles in der Welt die Leute da Spaß dran finden können, machte kehrt und pfefferte die Laufschuhe ins nächste Eck. Bis zum nächsten geschockten Blick auf die Wage oder das nächste neue Jahr mit vielen grandiosen Vorsätzen. 

Bei Torsten sollte das alles anders laufen. In 8 Wochen vom Sofa-Hocker zum 5k Lauf, ohne Sauerstoffzelt oder besorgten Familienangehörigen, die nach deiner Abwesenheit den Krankenwagen rufen möchten, weil du aussiehst, als würdest du gleich das zeitliche segnen. War das möglich? Torsten sagt „ja!“ 

Ich wollte Torsten glauben, ganz fest und so wartete ich gespannt auf den ersten Lauf am 06.01.2019, in der Hoffnung, dass darauf noch viele weitere folgen würden. 

Als dann der erste Wochenplan ins Haus flatterte war ich überrascht und mit meiner Begeisterung noch vorsichtig zurückhaltend. Nur 2 Trainings pro Woche mit ca. 20-25 Minuten Dauer und Gehen und Laufen im Wechsel? Ob das was wird mit den 5k in 8 Wochen? So doch wohl niemals! 

Webauftritt Ausdauerblog

Am 6.01.19 war es dann soweit. Ich schnappte mir das Kind, packte es warm eingemümmelt auf sein Fahrrad und zwang es, mich bei meinem ersten Versuch zu begleiten. So musste ich auf alle Fälle eine gewisse Zeit draußen bleiben, denn das Kind wollte jetzt eine Runde mit dem Rad drehen. Ich hatte also keine Möglichkeit zum Rückzug. 

Es gibt sogar noch eine Aufzeichnung und ein Foto von diesem denkwürdigen Tag (Runtastic sei Dank!). Wie ihr seht, habe ich aus den geplanten 20 Minuten gleich mal 30 gemacht und wenn ich heute so drüber nachdenke, muss ich in den Laufpausen auch wohl richtig schnell unterwegs gewesen sein, um diese Durchschnittspace zu erreichen. 

Damals wusste ich noch nichts über Grundlagenausdauer, Verletzungen wegen Überlastung oder wegen fehlender Stabi- und Dehneinheiten zwischen und nach dem Laufen. Torsten hatte darüber gesprochen, aber diese Dinge überhör(t)e ich gerne. 

Ich will euch nicht lange auf die Folter spannen, ihr könnte es euch auch bestimmt denken. Wenn dieser Kurs mich nicht weiter gebracht hätte, ich wäre wohl nie beim Triathlon gelandet. 

Also ja, der Kurs „Von 0 auf 5k“ war mein dauerhafter Einstieg in den Hobbylaufsport. Nachdem ich diesen Kurs abgeschlossen hatte, war ich heiß auf mehr, ich buchte mich direkt in den Folgekurs ein („Meine ersten 10 Kilometer“) und startete Ende April/Anfang Mai 2019 bei meinem ersten Wettkampf in Mannheim. Der Grundstock schien gelegt, dennoch gab es auch für mich Rückschläge. 

Ich hatte es vorhin schon erwähnt. Ich war ein Einsteiger mit wenig Ahnung, meine Schuhe hatte ich im Internet bestellt, weil ich sie „schön“ fand, ob die zu meinem Laufstil oder meinem Fuß passten, hatte ich nicht überlegt. Athletik- und Mobilisationstraining hielt ich für überflüssig, oder verschob es gern auf morgen, oder übermorgen, oder…. (ups.. vergessen…) 

So kam es, wie es kommen musste, ich kämpfte immer wieder mit Verletzungen. An die erste erinnere ich mich noch richtig gut. Nach einem Lauf schwoll ganz plötzlich mein Knöchel dick an. Ich war nicht umgeknickt, das hätte ich bemerkt, aber da war er plötzlich. Der dicke Haxen, der auch noch richtig doll weh tat. So weh, dass es mich zum Arzt verschlug. Eine fette Entzündung der Achilles-Sehne setzte mich für mehrere Wochen komplett außer Gefecht. 

 

Hier sollte sich nun entscheiden, wer stärker war. Der Schweinehund, oder mein Wille weiterhin laufen zu gehen… Ich denke, ihr kennt den Gewinner. Im April 2020 lief ich meinen ersten Marathon. Hier baute ich in der Vorbereitung auf einen Kurs der lieben Beatrice Drach. Beatrice ist eine Trainerin, die nicht nur 1:1 Training in Wien anbietet, man kann sie auch online buchen und sich von ihr Pläne erstellen lassen. Für den Halbmarathon meldete ich mich damals für einen 12-wöchigen Kurs an, in dem es darum ging den ersten Halbmarathon zu finishen, herztfrequenzbasiert und ohne bestimmte Pace im Auge. So gelang es mir tatsächlich im April 2020 meinen ersten Halbmarathon zu laufen. Corona hatte damals unser Land gut im Griff und alle Läufe wurden abgesagt, so startetet ich leider nicht – wie eigentlich geplant – in Wien, meiner Heimatstadt, beim VCM, aber im schönen Odenwald gemeinsam mit meinem Sohn als Fahrradbegleitung. Ich finishte damals in knapp über 2,5 Stunden mit einer HF von 155 im Durchschnitt. 

Mein erster Halbmarathon mit Beatrice Drach

Trotz hartnäckig wieder kehrender Verletzungen (meist sind es Probleme am Knie oder mit den Schienbeinen) und den damit verbundenen Laufpausen, zieht es mich immer wieder zurück zu diesem tollen Sport, bei dem ich es einfach schaffe, meinen Kopf frei zu bekommen, Gedanken zu sortieren, oder einfach mal an gar nichts zu denken und mich treiben zu lassen. Mittlerweile habe ich den Triathlon für mich entdeckt, schätze die Abwechslung der 3 Sportarten sehr und merke, wie ich manchmal lieber zum Laufen, dann wieder zum Schwimmen oder zum Radfahren tendiere. 

Komplett ohne Sport kann ich mir mein Leben allerdings nicht mehr vorstellen. Jetzt hoffe ich nur, dass ich das bald auch mal über das Athletik-, Stabilisations- und Mobilisationstraining sagen werde, das ich immer noch viel zu sehr vernachlässige. Wenn DU also den optimalen Tipp hast, wie ich mich dafür noch begeistern kann, schreib ihn mir gern in die Kommentare. 🙂