Mit dem Gravelbike nach Heidelberg

Mit dem Gravelbike nach Heidelberg

Die Osterfeiertage stehen vor der Tür, unsere Pläne sind überschaubar, das Wetter soll, der Jahreszeit entsprechend, angenehm werden. Viel Sonne, bei ca. 15-17 Grad, mit einem mäßigen Wind. So sagen es diverse Wetter-Apps voraus. Eigentlich perfekt, um auch mal eine längere Fahrradtour mit dem Gravelbike einzuplanen.
Jetzt ist Ostern aber eins der Feste im Jahr, die man gerne gemeinsam mit der Familie verbringt, lecker isst und trinkt und sich nicht auf dem Fahrrad davon stiehlt.
Dennoch bietet sich das Wochenende perfekt dazu an, die schon lange geplante Tour mit dem neuen Gravelbike nach Heidelberg zu unternehmen.

Wir wohnen recht nah zum Neckartalradweg, der in mehreren Etappen von Villingen-Schwenningen bis Mannheim führt. Insgesamt kann man 374km auf diesem Radweg mit dem Fahrrad abfahren. Da das Otto Normalfahrer nicht einfach mal an einem Tag so runter reißt, hat man den Weg in 8 Etappen eingeteilt.

Ich steige also mitten in Etappe 7, bei Mosbach ein und mein Ziel ist Heidelberg, das sich in Etappe 8 befindet.

Pläne sind da, um über den Haufen geworfen zu werden.

Da das Wochenende schon mit Familienterminen gut verplant ist, muss ich am Samstagmorgen schon los, Mann und Kind sind eingeweiht und wollen sowieso einen Flohmarkt besuchen. Heißt für mich also, keine Ausreden und aufgemacht auf meine bisher längste Fahrt mit dem Gravelbike. 

Das Wetter hält sich nicht ganz an die Prophezeiungen der WetterApps und es ist morgens dicht bewölkt, mit einem frischen Wind und hin und wieder tröpfelt es ein wenig. So werfe ich meinen Kleiderplan noch einmal komplett über den Haufen und fahre mit langärmeligem Baselayer, Kurzarmtrikot und Softshelljacke los, was für die ersten 30 km auch eine gute Entscheidung ist. Der Wind bläst mir stetig und kalt entgegen, GsD habe ich mich für ein wärmendes Stirnband unter dem Helm entschieden, ich bin eine Mimose, was kalte Ohren angeht. 

Am Neckar vergeht die Fahrzeit wie im Flug, vor allem mit dem Gravelbike

Ich starte später, als geplant und bin nach ca. 8km am Neckartalradweg angekommen. Tags zuvor habe ich mir die 7. und 8. Etappe des Radweges auf Kommot hochgeladen und den Start und das Ziel auf meine Bedürfnisse angepasst, ich habe nämlich schon oft die Erfahrung gemacht, dass Radwege mehr schlecht als recht gekennzeichnet sind und ich im Verfransen gut bin. Die ersten 20 Kilometer vergehen wie im Flug. Ich kenne die Strecke aber auch schon gut. Hier bin ich 2020 meinen ersten Halbmarathon gelaufen. Mitten in der Pandemie, als irgendwie gar nichts mehr ging. So lande ich bald in Zwingenberg (Highlight das Schloss Zwingenberg) und fahre zügig weiter bis nach Eberbach. Hier habe ich ca. die Hälfte der geplanten Strecke hinter mich gebracht. 

Ich mache eine kurze Rast direkt am Neckar. Die Sonne kommt langsam durch die dicke Wolkendecke, hier fühlt es sich nach Frühling an.
Dann beginnt der Teil der Strecke, der mir noch gänzlich unbekannt ist. Der Radweg schlängelt immer schön am Neckar entlang, die Jahreszeit bringt viele blühende Obstbäume mit sich und die Sonne tut den Rest. Es ist einfach wunderbar. Ich bin versucht ständig stehen zu bleiben und Fotos zu machen, will aber voran kommen und lasse es daher meist bleiben. Jetzt, im Nachhinein ärgere ich mich natürlich darüber, denn ich würde euch gerne auch ein paar Fotos hier lassen. 

Schlaglöcher noch von den Römern? 

Was mir auffällt ist, dass die Radstrecke, die als offizieller Radwanderweg angepriesen wird, teilweise in einem desaströsen Zustand ist. Große und tiefe Schlaglöcher, die man umfahren muss, wenn man sie denn rechtzeitig auch sieht, der Asphalt ist teilweise sehr grobschlächtig und ich bin froh, dass ich mit dem Gravelbike unterwegs bin und nicht mit einem Rennrad. 

Bei Hirschhorn gibt es eine ganz enge Neckarschleife, in deren Zentrum ein Friedhof mit kleiner Kapelle liegt. Hier schaffe ich es, schnell mal im Vorbeifahren ein Foto zu schießen, ehe es weiter geht, vorbei an einer der unzähligen Schleusen, die man am Neckar zwangsläufig passiert und dann kommt der, meiner Meinung nach schönste Teil meiner heutigen Fahrt Richtung Heidelberg. 

Der Weg ändert sich von Asphalt zu feinem Kies, man fährt in die waldbewachsenen Hänge hinauf, die sich direkt neben dem Neckar nach oben Strecken und sammelt hier auch einige Höhenmeter. Die Waldautobahn fährt sich mit dem Gravelbike perfekt und es macht so viel Spaß die Sonne durch die Baumwipfel blinzeln zu sehen. Ich genieße jede Sekunde dieser Fahrt so sehr, ich merke gar nicht, dass ich schon kurz vor dem Ziel angekommen bin. 
In Neckargemünd schlängelt sich der Fahrradweg noch einmal mit ein paar Abzweigungen durch den Ort, die man, wenn man sich nicht gut auf die Schilder konzentriert, auch gerne mal übersehen kann, dann muss man die Hauptstraße einmal überqueren und hat noch einmal einen kurzen knackigen Anstieg zu meistern, ehe es weiter auf der linken Neckarseite im Wald Richtung Heidelberg geht. 

Wie aus dem Nichts tauchen plötzlich Häuserreihen vor mir auf, eine S-Bahnstation weist mich darauf hin, dass ich eben schon in Heidelberg-Schlierbach gelandet bin. Jetzt ist es tatsächlich nicht mehr weit bis ins Zentrum. Ich verfahre mich noch zwei mal, weil ich Schilder übersehe, bin mit dem Problem aber nicht alleine. Ein Bikepacker irrt ähnlich unwissend wie ich durch die Heidelberger Peripherie, um den Richtigen Weg Richtung Altstadt zu finden. Es liegt also nicht (nur) an mir 🙂 
Die letzten Kilometer geht es direkt zwischen der Bundesstraße und dem Neckar entlang. Die Alte Brücke im Blick, ist das Ziel zum Greifen nah. 

Ankunft in der Altstadt von Heidelberg

Und dann stehe ich auch schon, bei strahlendem Sonnenschein in Heidelberg an der „Alten Brücke“ und habe knapp über 66 km in den Beinen. Die längste Tour, die ich in diesem Jahr gefahren bin und für einen Einstieg nicht schlecht. Heute werden noch ein paar km dazu kommen, sodass ich am Ende des Tages ca. 75km abgestrampelt habe. Ich bin meinem Vorhaben, einen Gran Fondo zu fahren, wieder ein Stück näher gekommen. 
In Heidelberg ist alles so wie ich es von früher („vor Corona“) kenne. Es ist viel los, Touristen beherrschen das Stadtbild, die Restaurants haben geöffnet, die Plätze im Freien an der Sonne sind gut besucht. 

Ich laufe nicht weit in die Altstadt hinein, setze mich in das erstbeste Café, wo ich mein Bike gut neben mir abstellen kann und bestelle mir eine Apfelsaftschorle und eine Kleinigkeit zu essen, bevor es mit der S-Bahn zurück nach Hause geht. Wenn ich wieder fitter bin, dann werde ich nicht mehr mit der S-Bahn zurück fahren, sondern den gleichen Weg einfach wieder zurück pedalieren. Fürs Erste bin ich aber sehr zufrieden. Ja, mit dem Gravelbike ist man langsamer unterwegs, als mit dem Rennrad, das habe ich schon fest gestellt. Mit dem Rennrad hätte ich die heutige Tour aber auch gar nicht fahren können, hätte einen Großteil der Strecke auf der stark befahrenen Straße verbracht und mich unwohl gefühlt, weil die Autos so knapp an mir vorbei brettern.

Ich bin wohl eher für das etwas langsamere, aber dennoch wunderbare Graveln gemacht.

Falls du jetzt auch Lust auf diese Runde bekommen hast, schau gern auf meinem Komoot-Profil vorbei, da findest du auch diese Strecke. Warst du schon mal in dieser Gegend unterwegs, oder willst du hier mal vorbei? Ich freue mich auf deinen Kommentar unter diesem Beitrag.